Motoren … 5 vor 6
Während der gesamten Bauzeit des Typs 44 gab es eine fast unüberschaubare Vielfalt an Motorisierungen. Das Leistungsspektrum reichte vom 69 PS Dieselmotor bis hin zum 220 PS 20V Turbo. Würde man auch den Audi V8 mit einbeziehen, reicht das Leistungsspektrum gar bis 280 PS. Eine komplette Auflistung aller jemals gebauten 5-Zylinder-Motoren gibt es in der selbst-doku. Als erster deutscher Hersteller erhielt Audi 1984 eine ABE für Motoren mit Katalysator.
Untrennbar mit dem Typ 44 verbunden ist der nunmehr legendäre 5-Zylinder-Motor. Diese ungewöhnliche Konstruktion geht zurück auf das Jahr 1976, als man bei Audi einen Nachfolger für den damals nicht mehr gewünschten KKM 612 Wankelmotor des RO 80 suchte. Ein Reihensechszylinder wäre zwar wünschenswert gewesen, passte aber nicht unter die Motorhaube bzw. hätte in Verbindung mit dem obligatorischen Frontantrieb zu einem viel zu langen vorderen Überhang geführt. Die Gründe für das Einstellen der Wankelentwicklung bei VAG waren hauptsächlich marketingtechnisch begründet und sind heute nur noch schwer nachvollziehbar. So präsentierte man dann auch die zweite Generation des Audi 100 (Typ 43) erstmals mit dem neuen 5-Zylinder, obwohl etwa 70 Prototypen sehr erfolgreich im Fahrversuch liefen, welche mit KKM 871 Wankelmotor (170 PS) ausgestattet wurden. 1979 wurde dann die Wankelmotorentwicklung im VW-Konzern endgültig eingestellt, obwohl man mit dem KKM 871 einen technisch hervorragenden Kreiskolbenmotor bis zur Serienreife entwickelt hat. Wie man sieht, war also der „5er" eigentlich nur eine Notlösung – eine ziemlich erfolgreiche.
Das größte Problem war zunächst, das Schwingungsverhalten des 5-Zylinders in den Griff zu bekommen. Bedingt durch die ungerade Zylinderzahl und den damit verbundenen Zündabstand von 144° Kurbelwinkel traten hohe Massenkräfte auf. Aus diesem Grund stehen die Kurbelwellenzapfen in einem Winkel von 72° zueinander und haben jeweils zwei Gegengewichte. Eine gezielte Unwucht am Schwungrad und ein entsprechend ausgelegter Schwingungsdämpfer an der Riemenscheibe sorgen für Laufruhe. Die sonstigen Konstruktionsmerkmale übernahm Audi im Wesentlichen von den 4-Zylindern aus Golf, Audi 80 und Co. Ungewöhnlich ist auch die Zündfolge 1-2-4-5-3, die zum charakteristischen blubbernden „Sound" beiträgt.
Die Motoren im Schnitt
Der 5-Zylinder im Detail
Die wichtigsten Daten
Historie & Motorsport
1979 kam der erste 5-Zylinder mit Turbolader: 170 PS im Audi 200, 200 PS im ur-Quattro. In Rallye- und Sportwagenmeisterschaften der 1980er erreichten 5-Zylinder-Turbos bis zu 700 PS aus 2,2 l – ein Beleg für Potenzial und Haltbarkeit. Laufleistungen von 400 000 km sind keine Seltenheit.
1989 folgte der erste 5-Zylinder-TDI für PKW (120 PS) – Startschuss für den Dieselboom: Dieselqualitäten mit sportlichen Fahrleistungen bei geringem Verbrauch.
Bilder
wird fortgesetzt …